Montag, 29. Juni 2015

bestaunt [Nobelpreisträger] ... halbes Jahrhundert lang ein scharfer Blick

Da eilt man zur Universitätsbibliothek in Wien (ich geb's ja zu, weil ich wieder mal zu spät dran war mit Bücher zurückgeben, hach), keucht die Stufen rauf ... und steht plötzlich ganz unverhofft in einer tollen Fotoausstellung!

Mrs. Hyde und Fotos, ich sag's Euch! Selbst ist sie ja nur eine Gelegenheits-Schnappschuß-Täterin, gutes Auge aber keine gute Ausrüstung, wird schon noch kommen. Im Gang zur Universitätsbibliothek könnt ihr Euch da vorerst mal viel tollere Bilder ansehen!


(Foto: Nobelpreisträger Martin Karplus; gesehen auf: www.3news.co.nz)

Rund ein halbes Jahrhundert von 1953 bis 2009 hat der Nobelpreisträger (2013 für Chemie) Martin Karplus Menschen auf allen Kontinenten geknipst. Sein Blick ist scharf, die alltäglichen Begegnungen und Handlungen werden besonders in Retrospektive zu etwas ganz Besonderem. Den Zeitgeist fangen sie ein, die Mühen und die Freuden von Unbekannten. Teilweise sehr berührend, aber komplett ohne Kitsch.


(Foto: Abbildung aus der Fotoausstellung von Martin Karplus, ein Selbstportrait aus jungen Jahren; gesehen auf: www.e-flux.com)


Der 1930 in Wien geborene nunmehrige emeritierte Harvard-Professor dissertierte unter dem ebenso berühmten Linus Pauling. Seine jüdische Familie ist ein wahres Sammelsurium namhafter Gelehrter unterschiedlichster Fachrichtungen. Kurz nach dem Anschluß an Nazideutschland flieht Karplus Familie zunächst in die Schweiz, nach Frankreich um später in die USA zu emigrieren.

Vielleicht ist es überinterpretiert, wenn man sagt, Karplus sucht in den fotografischen Begegnungen mit dem Alltag in anderen Ländern das was durch die Emigration seiner Familie einst an Normalität verloren ging? Mir gefallen die Bilder aber auch ohne diese Deutung gut, da es selten ist, von ein und der selben Person, noch dazu einem Nicht-Profi, über einen derartig langen Zeitraum hinweg und aus so unterschiedlichen Kulturen Fotos zu sehen.

Sehr süß, zu fotografieren begann er, als er von seinen Eltern als Geschenk für das absolvierte Doktorat eine Leica bekam! Er schreibt zu seinen häufigen und ausgedehnten Reisen:

"Meeting people and being exposed to their cultures, art, architecture, and cuisines was an incredible experience, which has had a lasting effect on my life." (M. Karplus)

Allen Interessierten sei seine Fotografie-Website sehr ans Herz gelegt, wo man eine Unzahl seiner Werke betrachten kann: mkarplusphotographer.com !


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