Samstag, 28. Februar 2015

bestaunt ... [Ausstellung] "Lust am Schrecken"

Mit der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, liegt im Oberstübchen (vulgo "Beletage") der Akademie ein kleineres aber auch recht feines Wiener Museum versteckt, das leider nur wenige Einheimische auch kennen.

Mrs. Hyde, die sich ja gern gruselt (aber - Achtung, nun ein outing! - reine Horror- oder Slasherfilme nicht leiden kann, weil sie sich IMMER erschrickt *gruml*), MUSS das sehen: eine Ausstellung wo es sehr künstlerisch und hochgeistig um die Freude an der Furcht, um das Wohlige am Schauern, um das Geile am Gruseln geht. Nein, wie cool ist das denn!!!
(Foto: Gemäldegalerie in der Beletage der Akademie der Bildenden Künste in Wien; gesehen auf: www.cusoon.at)


Der Start im hinteren Bereich vor dem Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch (ca. 1485 bis 1505 entstanden) - meinem Altar! - könnte nicht besser gewählt sein! Ich liebe es! In bester Manier eines Bosch findet man jedes Mal neue, wirklich aberwitzigste Kreaturen und Folterszenen! Wunderbar!

Neu gelernt hat Mrs. Hyde, dass die Weltgerichtsseite die "Freitag- bis Sonntag-Seiten" des Altarbildes sind. Während der Woche wurde das Ding einfach zugeklappt, woraufhin man die weniger elaborierten, mit 2 Heiligen geschmückten Deckel als "Wochentags-Views" zu sehen bekam.

Spannend auch, dass die Kirche ja auch nicht nur die Verdammnis im Fegefeuer und die bösen Sünder zeigen wollte und konnte (O-Ton Guide: "sonst hätten sich die Leute ja gedacht, es is eh schon alles wurscht"), und daher im Mittelteil der Weltgerichtsdarstellung links circa mittig ein Engel einen Sünder errettet.

Ja, auf dieses Werk ist die Gemäldegalerie zurecht stolz! Mrs. Hyde will be back for more Bosch!


Der restliche Grusel beleuchtet Schrecken in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen und  Darstellungsformen. Dank praktisch 24 Stunden Zugang zu Internet, Horrormeldungen im Fernsehen und mangelndem journalistischen Ethos (man diskutierte voriges Jahr doch ernsthaft in zahlreichen Ländern, ob man Videos von Enthauptungen zeigen soll, SERIOUSLY?!?!) kann man sich's heutzutage ja eh laufend geben, wenn man möchte. Zu den Zeiten, als diese Werke entstanden, waren Menschen noch sehr unwissend. Und doch, man hat in der Ausstellung das Gefühl, man möchte sogar im Grauen, in der Angst, würdevoll zelebrieren, was der Tod bereithält.

Es wechseln sich großformatige Abbildungen von klassizistischen, wunderschönen Körpern im Augenblick des Unglücks oder Todes mit kleinen Skulpturen - Fratzen, naive Totenköpfe - ab. Beeindruckend auch die elegante Darstellung des Großbrandes in London, den ein Gemälde sehr ästhetisch zeigt. Einprägsam sind ebenfalls die drei Darstellungen der mordenden Judith mit dem mehr oder minder blutig und elegant gemeuchelten Holofernes. Im Gedächtnis blieb besonders das Gemälde der Malerin(!) Artemisia Gentileschi (geboren 1593, gestorben 1652 oder -53), die ganz offensichtlich eine Meisterin des Lichtspiels war! Traumhaft trotz blutigem Mord!


Mrs. Hyde zieht ihr Fazit
Feine Ausstellung, die dank toller Führung (ich hab noch nie 5x in aller Öffentlichkeit und während der Arbeit jemanden "Popsch" sagen hören, aber hey, kein Problem, I like! :-) ) so einiges an Hintergrundinformationen bietet. Grauslich oder gruslig ist's allerdings nichts wirklich und so fast alles auch für sehr Zartbesaitete halbwegs gefahrlos zu besichtigen.


Diese Ausstellung ist noch bis 15.3.2015 zu sehen!