Montag, 22. Juni 2015

belauscht [Musikverein] ... ein unaussprechlich schöner Weinberg

Manchen Menschen wird erst die Ehre zuteil, die ihnen schon zu Lebzeiten zugestanden hätte, wenn die Grabrede gehalten wird. Anderen noch viel später. Der Aufstieg und die Anerkennung des großartigen polnischen Komponisten Mieczysław Weinberg (auch Moisey oder Moshe Vainberg bzw. Wajnberg geschrieben) beginnt erst langsam.

Für Mrs. Hyde hat er kürzlich im Wiener Musikverein mit einem Paukenschlag gestartet! Welch Entdeckung! Der 1919 in Warschau geborene und 1996 in Moskau gestorbene Weinberg war ein Multitalent. Nicht nur als Pianist mit Frühstart im Alter von nur 10 Jahren, auch als späterer Ausnahme-Komponist machte er früh von von sich reden.

Weinberg selbst floh sofort nach dem Konservatorium 1939 nach Minsk, später nach Tashkent, wo er studierte. Seiner jüdischen Familie erging es allerdings sehr schlecht, viele starben im Holocaust. In der Ferne lernte er auch eine der wichtigsten Personen in seinem Leben und seinen Lehrmeister, Dmitri Shostakovich, kennen, der ihn noch vor Kriegsende nach Moskau empfahl.

 
(Foto: Portrait des polnisch-russischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg; gesehen auf: www.festwochen.at)


Leider war er gegen Ende seines Lebens hin sehr schwer krank, was seinen Arbeitseifer jedoch kaum gebremst hatte. Weinbergs Oevre ist wirklich umfangreich und sehr vielschichtig! Leichte Jazzeinflüsse, Anklänge von Märschen und höchst modern anmutende, fast schon experimentale Percussions-Elemente werden hörbar.

Gewürdigt wurde das zu Sovietzeiten wenig, man empfand ihn einigen Quellen zufolge als "nicht volksnahe" genug. So geriet er bald ganz in Vergessenheit. Eine seiner Opern, geschrieben 1967/68 wurde erst 2006 erstaufgeführt. Im Großen (aka Goldenen) Musikvereinssaal gab es anlässlich der diesjährigen Wiener Festwochen nun eine großen Hommage an Weinberg.

Die Hydinger war besonders vom dritten und letzten Teil - dem Klavierquintett in f-Moll, op. 18 - äußerst angetan! Bewegend ohne bombastisch zu sein, berührend ohne kitschig zu sein. Wunderbar furios war's zudem, man sah dem kleinen Orchester den Spaß an der Freude an den Gesichtern an! Eine absolut würdige Hommage! Bravo-Rufe aus dem Publikum!

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