Mittwoch, 30. Dezember 2015

beknackt [events] ... Wie zum Geier hast Du das erfahren? Einige (Geldspar-)Tipps für mehr Kultur 2016

Kürzlich wieder die selbe Szene wie schon so oft, quasi ein "Kultur deja-vu"! Da erzählt Hyde äußerst unschuldig, für welches Theaterstück sie eine letzte SUPER-günstige Karte bekommen hat und für eine Freundin brach fast eine Welt zusammen.

Ok, here's the deal! ICH schaue auch nicht den ganzen Tag nach diesen Sachen. Auch wenn es manchmal so wirkt als sei ich immer online, als Hydinger unterwegs in Sachen Kultur. Nö, ganz ehrlich, dieser Blog ist (bislang) wiiiirklich "nur" ein Hobby. Nur, ich weiß nur genau, wo ich nachschauen muss. Gleich ein paar Tipps dazu, siehe unten.

Ins Theater, Ballett oder in die Oper, in Ausstellungen und Museen gehe ich seit Jahren, meist alleine, weil ich nie so schnell rausfinde, wer was anschauen mag und leider auch nicht Zeit und Muse habe, das jedes einzelne Mal von jedem abzufragen. Wer auf andere wartet, weil's - natürlich - zu 2. lustiger ist, man sich nach einem Stück noch bei einem Gläschen Heiss- oder Kaltgetränk darüber unterhalten kann etc., der muss einfach proaktiv sein.



(Abb.: so friedlich das Mäderl, gell! ;-) LOL! gibt es auf dieser Seite als Glückwunschkarte, bin am Überlegen, ob ich die nicht bestellen soll; gesehen auf: www.strangefarmer.com)


Darum hier meine "Wie zum Geier hast Du das erfahren"-Tipps für mehr Kultur im 16er Jahr!

1) Nur ka Stress!
Vorweg: Alles ist super, nichts ist ein Muss. Macht Euch nix draus, wenn Ihr mal was versäumen solltet, was Ihr schon immer sehen wolltet. Es kommt immer Neues, Tolles, Spannendes nach! Versprochen! ;-)

2) Lest! Mehr!
Alles! Zeitungen (ich hts. nur noch online und wirklich eher nebenher am Wochenende), Blogs (außer "Mrs. Hyde" gibt es ja doch schon so einige Kulturgeschichten, Buchblogs, Filmblogs, ... ich stelle mal ein paar vor) und natürlich Facebook-Pages und Twitter-Feeds von Museen, Galerien usw. liken und mitlesen. Das hat mir schon so richtig viele tolle News verschafft! Und spezielle Veranstaltungsseiten wie Falter, events.at, esel.at usw. kann man sehr gezielt und spartenübergreifend suchen. Schließlich gibt's natürlich die Möglichkeit Euch via Newsletter zu versorgen. Ganz ehrlich - meins ist das nicht, weil Facebook oder Twitter einfach aktueller ist und ich ohnehin (wie wohl die meisten) ein übervolles Postfach haben.

3) Spontan ran oder planen!
Spontan ist immer gut, ABER - günstige Tickets sind da meist schon futsch. Vielleicht hilft Euch ein Trick öfter zu guter Unterhaltung zu kommen, wenn Ihr Euch Monatswünsche setzt. Ich sage jetzt bewusst nicht "Ziele", denn wenn Eure Jobs nur annähernd so saisonal fordernd sind wie meiner, dann weiss ich fix, dass man sich das in die Haare schmieren kann. Darum Wünsche. Klingt netter und ist nicht ganz so verpflichtend. Schließlich soll Kultur Spaß machen und nicht eine weitere Verpflichtung sein! Bei mir ist das so, dass ich zumindest 1x/Woche iiiirgendwas Kulturelles (zu kleinem Budget) machen möchte. Und darum schaue ich - meist eher zeitig im Voraus - gelegentlich wann ich Zeit habe und was sich so tut.


4) Vermehret Euch!
Nicht so richtig! Also, FreundInnen sollen auch mal mitkommen ins Theater. So. Wie wäre es mit einem fixem Datum - immer zum Monatsletzten, -ersten, jeden 7. Tag des Monats? Oder ein stehendes Date ausmachen und die Weibsn und Hawara zusammentrommeln. Keine Ahnung, macht, wie es für Euch gut ist! Bei mir hat ein erster Test leider noch nicht den gewünschten Effekt gehabt, aber ich bleib dran. Versuchen schadet nie! Wer in den eigenen Kreisen nicht so richtig fündig wird, kann bei InterNations, Meet-up und Yelp und wie die Freizeit-Plattformen so alle heissen, einfach anklicken und mitgehen. Nachteile, ja, buhu, man muss einen Schritt ins Ungewisse machen und oft wird nur Englisch gesprochen (viele internationale Gruppe), aber Vorteile hier, sehr große Vorteile, man lernt sehr schnell viele NEUE Leute kennen, kommt zu Dingen, die man alleine nicht bekommen hätte, lernt ev. gleich Fremdsprachen mit etc. Das macht echt sehr großen Spaß!

5) Angebote nutzen! Für alle Budgets!
SOOO viele Museen und sonstige Anbieter des kulturellen Schmauses für Hydinger und KonsortInnen bieten Extras wie z. B. open doors, behind the scenes, Vernissagen und/oder Finnisagen, Freundinnen-Tage, Aktionen zu Speziellem wie zu Muttertag, zum Nationalfeiertag etc. You name it! Eines der besten Extras sind wöchtentliche "Aktionen", wenn man so will, wie beispielsweise das MAK in Wien hat: am DI abends kann man gratis rein! Jippie! Außerdem gibt's viele Aktionen, Gutscheine und Freikarten von den Veranstaltern selbst (z. B. über die Snip Cards), ich hab sowas über den Ö1-Club, culturall (weil ich relativ häufig Tickets buchen, die darüber laufen, bekommt man ab und an was geschenkt) über den Arbeitersamariterbund und den Alumni Club der Uni Wien, die mich alle schön mit Kultur versorgen. Weiters zahlt es sich aus Abo-Konditionen genau durchzuschauen und durchzurechnen! Auch so kann man sogar mit kleinem aber clever eingesetztem Budget viel rausholen.

Ich find das Stöbern nach Deals ab und an richtig lustig! Vor allem darf man nicht unterschätzen, so kommt man durchaus auch mal in für einen untypische Veranstaltungen, die sich seeehr oft als richtig fein erweisen und Augen öffnen.

Aktuell hat das Burgtheater übrigens Weihnachts-Aktionen für Last Minute-Tickets! Auch das gesehen auf FB!


 
(Abb.: so süß, ein Weihnachts-Geldferkerl!; gesehen auf: www.themummyblogger.co.uk)


Mrs. Hyde sagt alle Ihren Leserinnen und Lesern ein GROSSES Danke für einen tollen Blogstart 2015! Danke für's Mitverfolgen auf Facebook! Ihr seid super! Ich hab schon sehr viele neue Ideen für 2016, schaun ma mal was das neue Jahr so alles bringt! Jippie!

Schöne Feiertage und guten Rutsch!
Eure Mrs. Hyde

Dienstag, 15. Dezember 2015

bestaunt [Collage] ... Cornell, ein unbekannter Eigenbrödler im KHM

Fantastisch! Hätte ich nur 1 Wort zu Joseph Cornell zur Verfügung, es wäre fantastisch. Ein weiteres, das seine Werke sehr gut charakterisieren würde, wäre bezaubernd. No. 3 märchenhaft, No. 4 schrullig, No. 5 kreativ.

Ohne viel über den in Europa eher unbekannten Cornell zu kennen, habe ich mich ziemlich unbeleckt in die neue Ausstellung ins Kunsthistorische Museum begeben. Die kleine Ausstellungsfläche der Sonderschau ist deutlich überschaubarer als sonst, und doch passt genau das so perfekt zum häufig in Miniaturformaten arbeitenden Cornell.
(Abb.: der in Europa weitgehend unbekannte Künstler Joseph Cornell zählt in den USA zu einem der ganz Großen, besonders da er Wegbereiter für viele Richtungen der modernen Künste war; gesehen auf: users.clas.ufl.edu)


Ein Sammler wie er im Buche steht, ramscht der zeitlebens eher zurückgezogene und sozial isolierte Cornell alles zusammen, was er bekommen kann. Und macht daraus Kunst wie aus einer anderen Welt und Epoche! Aus Buchseiten werden filigrane Figürchen ausgeschnitten und liebevoll völlig neu zusammengesetzt, Setzkästen mit zahllosen kuriosen Fundstücken erschaffen komplett neue Welten, Vogelkäfige beherbergen wunderbare Tierchen. Fast alles ist verspielt und soll (leider jetzt nicht mehr möglich) zum Spieen dienen, vieles hat Doppeldeutigkeiten und manche Werke auch versteckte Botschaften.


(Abb.: Kunst im Kästchen - Cornell hat ganze Welten in Miniaturformaten erschaffen; gesehen auf: www.ibiblio.org)


Die Widersprüche und Brüche in seinem Leben und seiner Persönlichkeit faszinierten mich ebenso. Er hat die Kunst geliebt, war jedoch selbst nicht künstlerisch begabt, er liebte Ballerinas, aber Beziehungen zu Frauen (oder Männer) hatte er nie wirklich, er hatte Sehnsucht nach schönen europäischen Städten (Fernweh ist auch der Titel der Ausstellung), hasste es aber zu reisen usw.

Seine Collage-Technik und Videoschnittkunst werden zu wichtigen Wegbereitern für Surrealisten und Pop-art. Der Eigenbrödler Cornell war seiner Zeit weit voraus! Wer Art Journaling, Scap Booking, Soul-Collagen und dergleichen mag, wird diese Ausstellung lieben. Eine Ausstellung, die einen augenblicklich eine ganze Weile aus der hektischen Vorweihnachtswelt entrückt. Bitte mehr davon!

Donnerstag, 5. November 2015

beknackt [moderne Oper] ... Spaltkopf zwischen zwei Bühnen

Wie eim falschen Film. Ihr kennt das Gefühl. So kam sich Mrs. Hyde Ende Oktober in einem Stück der Neuen Oper Wien vor. Nein, genauer gesagt müsste es wohl heissen, der Film war richtig, aber ich dort nicht, einfach nicht klug genug dafür.

Bei "Judith/ Schnitt_Blende" handelte es tatsächlich um etwas sehr Neumodisches. Statt einem Zuschauerraum gab es zwei Tribünen, die sich gegenüber standen. Dazwischen spalteten 2 große weiße Schirme die Bühne. Neben 3 Sängerinnen und 3 MusikerInnen gab es auch eine Tänzerin - Martina Haager.


(Foto: Ausschnitt aus "Judith/ Schnitt_Blende"; Armin Bardel gesehen auf:  www.facebook.com)


Sie und nur sie alleine hat mich in dieser einen Stunde trotz Rundherum, das ich nicht verstand dermassen an sich gefesselt. Selten SO ein Gefühl gehabt!

Mit starrem Gesicht und streng zurückgestecktem Haar, abgehakte Bewegungen, mal wildes Gebärden, mal sanftes Gestikulieren und geschmeidig am Boden turnen. Wie in einem Sog wird sie der Körper zur mythischen Judith sein, der anstrengende Gesang inklusive Vertonung ihre gequälte Seele.

(Foto: Ausnahmetänzerin Martina Haager; gesehen auf: www.human-flow.at)

Die Suche nach den nur sporadisch angeschriebenen Hofstallungen im MQ hat sich also doch ausgezahlt, der Kampf gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit ist kurz siegreich geblieben. Doch, manchmal muss man sich auf seltsame Dinge einlassen und einfach rein ins Vergnügen, gute Unterhaltung lauert an vielen Orten!

Dienstag, 3. November 2015

besehen [Weltraummissionen] ... Ein Marsianer allein auf weiter Flur

Der gute Matt Damon kommt aber schon oft in den Weltraum!! War mein erster Gedanke zu "The Martian", jetzt ganz neu im Kino zu sehen. Schließlich war er doch erst für "Elysium" (2013) und "Interstellar" (2014) droben. Und gesucht wird er auch oft, siehe "Der Soldat James Ryan" (ok, über den schweigen wir lieber).

Macht nix, weil er macht dort gute Figur, und macht nix, weil irgendwie findens ihn eh immer!! :-) Und - für dieses Werk wird es wohl eine Menge "Oscars" (der technischen Art) regnen!


Als Astronaut Mark Watney bei einer amerikanischen Mars-Mission nach einer Notevakuierung des Habitats alleine und doch anders als vermutet allzu lebendig zurückbleibt, beginnt ein schier grotesker Wettlauf gegen die Zeit. Da der Mars so weit entfernt ist, dauern Hilfsmissionen nicht nur gefühlt sondern tatsächlich beinahe ewig bis sie ihn erreichen könnten ... doch, halt - es weiß ja noch niemand, dass er doch überlebt hat!!

Zunächst muss mehr Essen her, Mark, der Missions-Botaniker, ackert also gleich herum und zieht Saat. Dass bei seinen Bemühungen nicht immer alles glatt läuft liegt auf der Hand, schließlich ist der Mars kein besonders menschenfreundliches Terrain mit schweren Stürmen und keiner Atmosphäre, in der Menschen überleben könnten.

Derweilen muss sich die NASA zuhause auf der Erde, eine Ewigkeit entfernt, nach seinen ersten Lebenszeichen erst mal gründlich überlegen, was sie nun tun und - was sie der Weltöffentlichkeit wann sagen. Doch Watleys Crew macht ihnen PR-mässig da einen noch gehörigen Strich durch die Rechnung!


Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft und bleibt dennoch sehr sehr nahe an tatsächlich Machbarem. Das ist ja bei Sci-Fi mit eines der wichtigsten Dinge überhaupt! Doch besonders die Star-Besetzung des Films hat schon in der ersten Spielwoche weltweit absolute Rekordzahlen garantiert! Neben Matt Damon fliegt  Jessica Chastain als Kommandantin (ich liiiebe sie, diese wunderhübsche, zarte Rothaarige, aber diese Rolle ein wenig zahnlos und fad angelegt) und als Crew unter anderem Michael Pena und Kate Mara mit.

Aber auch die Bodencrew ist dermassen hochkarätig ... der allseits beliebte Jeff Daniels, der den Direktor der Mission spielt, ein harter Knochen (dem ich aber leider keine ernsten Rollen abnehme, das ist mir alles ein wenig zu glatt oder zu böse ... blah), der großartige Sean Bean (zuletzt u.a. in "Game of Thrones", what else) als geschasster Technikchef und der nicht minder tolle Engländer Chiwetel Ejiofor (Star aus "12 years a slave" *APPLAUS* *standing ovations*), der die Aufgabe hat den Gestrandeten bei Laune zu halten und mit Infos zu versorgen.


(Foto: Matt Damon als gestrandeter Astronaut in "The Martian"; gesehen auf: www.people.com)


Es ist spannend, super-toll gefilmt, was bei Regie- und Producer-Superstar Ridley Scott (bereitet derzeit angelich gerade an die 18 neue Projekte vor, na servas, der Herr ist ja ein ausgemachter Worksholic!, mit dabei sind ein neuer Alien und ein neuer Blade Runner, just sayin'!) ja auch kaum anders zu erwarten war, und doch geht mir die menschliche Dimension, vor allem die Panik, die Todesangst des Hauptdarstellers ab. Ok, mal ist er ein wenig gefrustet, weil er da jetzt so lang allein sein wird, mal sauer, weil was nicht so ganz klappt, wie er sich das überlegt hatte. Aber wo sind die schlimmen Momente, die es auch bei den abgebrühtesten Menschen geben MUSS, wenn man Milliarden Kilometer weit und breit der einzige Mensch im Universum ist und man überall sonst für Tod gehalten wird?! Wo seine Freunde oder familie, irgend jemand muss ihn ja vermissen?


(Foto: NASA und KollegInnen von Astronaut Mark Watley machen sich an die Arbeit, um ihn zu retten; gesehen auf: www.imdb.com)


*** Ein kleiner SPOILER-ALARM ***
Auch die slicke Crew Watleys, die schon auf dem Heimflug zur Erde wieder kehrt macht und mehr als 500(!) extra Tage im All und eine sehr gefährliche Rescue Mission auf sich nehmen will, wo doch alle Liebste und sogar Kinder zuhause haben. Da gibt's nirgendwo auch nur einen Funken Bedenken und Altruismusspuren?! Irgendwie schon ein wenig unglaubwürdig!!


Gut, ich konnte dennoch über diese Fragen hinwegsehen und wurde bestens unterhalten! Ingesamt ein sehr kurzweiliger, ganz toller Weltraum-Aktionfilm!!

Dienstag, 27. Oktober 2015

bestaunt [poppig] ... Christine Lavant zu Ehren in Klagenfurt

Die Hyde mag Jubiläen sehr gerne (abgesehen davon, dass man Worte, die man so selten verwendet und in Plural noch dazu immer erst wie ein Volksschüler nachschauen muss)! In diesem Jahr feiert Österreich eine große Schriftstellerin und Dichterin, die zeitlebens und auch lange danach noch sehr umstritten und immer wieder angefeindet wurde und wird.

Christine Lavant (1915-1973) war eigentlich eine Ungebildete. Schon vom Kleinkindalter an immer wieder schwer krank, stand man ihr nur wenig Schulbildung zu, wartete man ja doch auf ihr baldiges Ende. Doch die Kleine war zäh, und wie!

Aufgrund von Depressionen flüchtet sie sich in das Schreiben, das sie zeitlebens sowohl als Segen aber auch als Fluch beschreibt. Als sie bald bekannt und berühmt wird, ein Schreibstipendium und Preise gewinnt, kommen starke Selbstzweifel und immer neue depressive Schübe über sie.


(Foto: die gefeierte österreichische Dichterin Christine Lavant; gesehen auf: villach.at)



Im Stadttheater Klagenfurt wurde nun Lavants Ehrentag wegen - ihrem 100. Geburtstag - ein Theaterstück bearbeitet, dass die Zerrissenheit der Künstlerin, ihre Behandlungen in Irrenheimen und depressiven Phasen darstellen soll. Das ganze basiert ausschließlich auf den Original-Texten Lavants und alle der Figuren sprechen sie als Ich-DarstellerInnen, eine ungewöhnliche (Lavant war meines Wissens ja nicht schizophren) aber durchaus gelungene Idee.

Mrs. Hyde war schon auf Lokalaugenschein und durchaus angetan! Das Stück ist schrill, zum Teil echt laut, von Videoinstallationen und einer Band ("Clara Luzia") begleitet. Manchmal werden die Gedichte und andere Texte Lavants gewispert, manchmal nur irre gelacht, dann wieder Texte geschrien. Diese Text-Gestaltung geht auf das Konto von Ute Liepold und Bernd Liepold-Mosser. Die DarstellerInnen, Männer und Frauen, geben ihr Bestes den hohen Ansprüchen an die Performance gerecht zu werden. Ich finde, das gelingt schon gut.


"Ich habe eine Welt und diese Welt brennt! Und wo etwas brennt, da entsteht Kraft. 
Und diese Kraft reißt mit!" (Christine Lavant)


Mir zuliebe hätte es keine Videos, Band und Gebrüll gebraucht, manchmal wird man von diesen Effekten zu sehr abgelenkt. Insgesamt wird das Stück von Lavants unglaublich berührenden, häufig zarten, manchmal harten Texten getragen. Die mehreren SchauspielerInnen als verschiedene Facetten Lavants finde ich großartig!


Braucht Sitzfleisch und Geduld, dennoch eine Empfehlung!! Noch bis Monatsende zu sehen.

(PS.: eine weitere Lavant-Veranstaltung findet u.a. am 18.11. im Literaturmuseum Wien im Rahmen eines Archivgesprächs statt! Und im Dezember führt das Volkstheater Wien "Das Wechselbälgchen" von Lavant und bearbeitet von Maja Haderlap auf.)



Mittwoch, 21. Oktober 2015

besehen [new hot shit] ... nutty Hackers at their best

Das kann ab Minute 1 schon was! Mrs. Hyde hat sich in für sie eher unbekannte Tiefen gewagt und eine Hacker-Serie* angesehen. Hat mich sofort in ihren Bann gezogen! Hier also sofort ein Live-Bericht nach Folge 1.

Die Serie Mr. Robot folgt einem jungen talentierten Hacker, der zugegeben außer dem Hacken noch ziiiemlich viele andere Probleme hat: Abgesehen von massiven Depressionen und großer Vereinsamung ist er wahrscheinlich schwer psychotisch und/oder schizophren.

Genug mit den lustigen Sachen! Teils weiß der geneigte Zusehende - wie auch der Titelheld selbst - kaum, was real und was schizo ist. Liegt einem z.B. in der U-Bahn zhaus zu später Stunde tatsächlich Christian Slater als Sandler gegenüber oder nicht? Und ist besagter wieder auferstandener Slater alias Mr. Robot das Superhirn eines Super-Hacker-Konsortiums, dass die superbösen Großkonzerne in den Boden stampfen will?!

Fragen über Fragen!! Ich sag nur - eine GEILE SACHE ist das hier!! Kann so weitergehen!! Außerdem ist er Anti-Apple und Anti-Steve-Jobs. YAY! (Sorry Fan-Girls and -Boys! :p )

Der junge Hauptdarsteller Elliot (Rami Malek) macht seine Sache echt super. Sein ganzes Gschau mit den großen Glumpschaugerln passt einfach genial für diese Rolle. Insgesamt sind die fast durchwegs jungen DarstellerInnen glaubwürdig.

Der Slater tut endlich mal wieder was, nach mehr als 10 (gefühlt 100) Jahren - abgesehen von Nymphomaniac 1+2 und der recht langjährigen Stimmspende in "Robot Chicken", doh - errappelt er sich nun vielleicht endlich wieder. Bleibt aber noch abzuwarten, einer der richtig guten Schauspieler war er ja meiner Meinung nach - leider - nie.


* Ja ich weiß - verdammt mutig für jemanden, der sich trotz 10 Mrd. Vorwarnungen ja doch auch 2, 3 Mal über "CSI: Cyber" drüber getraut hat. OH MEINE GÖTTIN, das war Sch***! Arme Patricia Arquette, lieber doch in Zukunft Finger weg vom Fernsehzeug, Filme sind so so so viel besser für sie und vice versa ("Boyhood" und so, wow, sie ist so toll darin)!!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

besucht [Akademietheater] ... Granden und Junge harmonisch für ein traumhaftes Stück Haderlap

Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald gar nicht mehr. Oder will man ihn eigentlich sehen? In Maja Haderlaps großartigem autobiografischen Roman "Engel des Vergessens" könnte zweiteres vorteilhaft sein. Eindringend in die Hirnwindungen, entfaltet eine scheinbare Heimatidylle mit Kindern, Gänse rupfen, kumpeligen Nachbarn, lieben Großmüttern immer mehr und immer furchtbarere Vergangenheiten. Ja, Plural, denn hat nicht jeder seien eigene Vergangenheit und somit auch ein jeder seine eigene Wahrheit?


Die gelungene Umsetzung des schwierigen Textes war für Mrs. Hyde beim Besuch der Theaterfassung im Wiener Akademietheater die größte Sorge. Hätte leicht zu klamaukig, zu "hoamatig", zu anklagend werden können. Doch es ist gelungen, sehr gut sogar! Haderlap, selbst gelernte Dramaturgin, nahm sich unter großen Schmerzen, wie man lesen konnte, ihres eigenen Textes an und gestaltete (zusammen mit Georg Schmiedleitner) die Bühenfassung selbst mit. Hut ab für den Mut!

Erstaunlich ist: die Protagonistin nimmt sich gleichsam zurück in der Autobiografie, gleichsam setzt sie sich extra in Szene, indem sie als "Ich 1" (ein junges Mädchen) und "Ich 2" (die Studentin, die nur noch gelegentlich nachhause zurückkehrt) an den Rand des Geschehens und selten auch in die Mitte stellt.

Vorzüglich gespielt, besonders auch von "Vater" (Gregor Bloéb!) und "Großmutter" (Elisabeth Orth!), wird uns die Geschichte und Geschichten mancher Kärntner Slowenen erzählt, die sich für ihr Vaterland Österreich im 2. Weltkrieg als gegen Partisanen gegen die Nazis gestellt haben. Oder als Nazis gegen das Vaterland? Oder als Partisanen gegen das nicht mehr existierende Österreich und für Slowenien?


(Foto: die mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnete Autorin Maja Haderlap; gesehen auf: www.erinnern.at)


War einer Spitzel, Opfer oder Täter? Oder alles drei zugleich? Musste einer um sein Leben rennen oder wurde er auf dem Weg zum Jäger? Die Vergangenheiten sind schwer durchschaubar, manchmal schieben sich alle Zeiten in einander und machen es unmöglich zu entwirren was einmal war und jetzt noch ist. Das Sichtbare ist die Beschädigung, die diese Unklarheiten und die damit immer verbundenen Leiden in den Menschen selbst und sogar in weiteren Generationen hervorrufen.


(Foto: die Familie und Nachbarn in "Engel des Vergessens", die das "Früher" auch erlebt haben, jeder ein anderes; rechts im Rollstuhl der Vater (Gregor Bloéb); gesehen auf: www.burgtheater.at)


Ist der Vater ein Böser (weil er nie was auf die Reihe kriegt und sich vor versammeltem Dorf absichtlich zum verlachten Deppen macht, wie die religiöse Mutter meint) oder doch ist die Mutter (eine verkappte Ziege, wie der Vater meint, die nur nörgelt und schimpft und einzig vor der Großmutter kuscht, über deren Tod sie dann doch schluchzen muss)? Hat die Großmutter durch ihren Aberglaube über Ausräucherung, Heilsprüche und Handauflegen das KZ überlebt oder kam der Aberglaube danach?


Äußerst lesenswertes Stück schwieriger Heimatgeschichte und ein äußerst sehenswertes Bühnenstück obendrein! Sehr gelungen!

Montag, 12. Oktober 2015

bestaunt [prämiert] ... die besten Presse-Fotos 2015 sind wieder da

Jup, Mrs. Hyde ist dort gewesen! Wieder! Denn seit etlichen Jahren hirscht die Hydinger regelmässig wie eine Stechuhr zur World Press Photo in die Westlicht Galerie. Abgesehen davon, dass ich die Galerie dort einfach mag und die Atmo stimmt, ist diese Wanderausstellung prämierter Profi-Fotografien immer spannend zu sehen.

In unterschiedlichen Kategorien, von Tier- und Sportfotografie über Serien und Einzelaufnahmen, Portraits und Landschaften - da ist für jedeN etwas dabei! Gesponsort u.a. von Canon, einer DER Fotozeugs-Firmen weltweit, steht hinter der Initiative seit ihren Anfängen 1955 auch eine professionelle und oft mit berühmten internationalen FotografInnen besetzte Jury.
 (Foto: überfülltes Flüchtlingsboot im Mittelmeer; gesehen auf: www.westlicht.com)


Der Eindruck den die Fotos insgesamt machen, ändert sich immer. 2014 wirkten sie sehr brutal auf mich. Dieses Jahr ist in der Hinsicht zwar nicht unbedingt so viel "milder" geworden, allerdings drängt sich das Thema Flucht nahezu auf - aktueller geht es nicht.

Wirklich beeindruckend waren auch die Fotoserien, die sich einem förmlich ins Hirn brennen: der Alltag mit Ebola in Afrika sowie China und seine Umwelt-Schäden (und die menschlichen Opfer dabei), um nur 2 zu nennen.

Sehr spannend auch - Luftaufnahmen mit Mini-Hubschrauber gemacht lassen völlig ungeahnte Blicke auf menschliche Behausungen und Landschaften zu (ich sage nur Misthaufen im Schnee - wäre nie ohne Hinweis auf dem Schild darauf gekommen, was das darstellen soll!!). :-)

Der Gewinner dieses Jahres, der dänische Fotograf Mads Nissen, hat mit seinem Sujet zweier homosexueller Männer ohne dass auch nur irgendetwas anstößiges im Bild zu sehen oder erahnen wäre, schon einen Mordswirbel in selbsternannten Hetero-Schutz-Ländern wie Russland ausgelöst. Na dann ist das Ziel ja u.a. auch ganz gut erreicht worden : aufrütteln!!


(Foto: das umstrittene Foto des Gewinners Mads Nissen; gesehen auf: www.wien.info)


Diese Ausstellung ist noch bis zum 18.10. in der Galerie Westlicht zu sehen! Tipp: Bevorzugterweise UNTER der Woche hingehen, ansonsten sieht man nicht viel, weil der Andrang an Menschen einfach unglaublich groß ist. Nutzen Sie auch den langen Donnerstag Nachmittag/ Abend für den Besuch!

Mittwoch, 7. Oktober 2015

belesen [Weltliteratur] ... man kann nie genug Hackl lesen!

Mrs. Hyde gibt zu: besonders in diesem Jahr hat sie sich zu einem großen Erich Hackl-Fan entwickelt. Davor war sie schon seit Jahren ein kleiner. Natürlich, wer könnte auch einem so großartigen Autor, noch dazu ein österreichischer Star, seit "Abschied von Sidonie" (1989) und "Die Hochzeit von Auschwitz" (2002) widerstehen?

(Abb.: der sympathische und unglaublich bescheidene Autor; gesehen auf: www.salzburg.com)


Am meisten faszinierte mich bislang an Hackl, wie genau er für seine Themen, fast immer auch vor Ort, recherchierte. Seine zwar einfache ungekünstelte, jedoch nie banale Sprache, die knapp unter der Oberfläche dann doch irgendwie wieder schön und klingend ist, macht das Lesen der noch so grausamen und schwierigen Themen doch auch irgendwie sehr genussvoll.


"Sara und Simón - Eine endlose Geschichte" erschien als viertes großes Werk Hackls 1995. Ausgegraben im heimischen Fundus hat's die Hydinger natürlich gleich auf einen Sitz verschlungen. "Hackl-Hunger" nenn ich das fortan, wenn man ein Buch, ein Bücherl, zur Hand nimmt, mit gutem Gewissen ein GROSSARTIGES Werk genießen zu dürfen. Sätze daraus sorgfältig zu kauen im Hirn, im Herz mitzuleiden.

Die aus Urugay stammende blutjunge Sara Méndez ist Lehrerin, aus Leidenschaft, weil man die Kinder aus armen Elternhäusern doch auch zu mündigen und vernünftigen Erwachsenen erziehen muss. Sonst ändert sich nichts an den bestehenden Verhältnissen. Denkt Sara sich. Dass dieser fromme und durchaus einfache Wunsch sie und ihre Lieben in größte Gefahr bringen wird, war sie sich vielleicht nicht so ganz bewusst. Dass er ihr Leben und das ihres neu geborenen Sohnes Simón aufs Äußerste verändern und beschädigen würde sicherlich nicht.

Gefangen gesetzt muss sie Simón in einem Weidenkorb, den sie anstatt einer Wiege verwendet hatte, im Versteck im Exil zurücklassen. Sie hat die Hoffnung, das man das Baby dem Vater, auch auf der Flucht und permanent gejagt, zustecken wird können. Doch so kam es leider nie. Den kleinen Simón werden beide erst nach etlichen Jahren finden, nicht als Simón, nicht als ihren Sohn. Zunächst folgt für sie ein unmenschliches Martyrium, das wie so oft manchmal auch in völlig banale Handlungen und Erklärungen mündet.

"Am Morgen des 26. Juli wurden vierundzwanzig Gefangene, unter ihnen Sara, die Handschellen und Fußfesseln abgenommen. Sie wurden zum Wasserbecken getrieben, durften sich Hände und Oberkörper waschen. Dann stellte man sie, immer zu viert, vor einen Kleiderberg, Hosen, Kittel, Hemden, sie mußten rasch wählen. Manchmal berührten sich beim Wühlen, wie zufällig, zwei wunde Hände. Sobald sie angezogen waren, wurden sie in Reih und Glied ausgerichtet. Sie mussten stundenlang stehen, bevor es hieß: Kapuzen auf, die Augen geschlossen halten! Man klebte ihnen Heftpflaster auf die Augen und Lippen, legte ihnen wieder Handschellen an, warf sie in zwei Lieferwagen. In den Hohlraum über ihnen wurden Bretter gelegt, darauf kam, was die Männer bei den Überfällen erbeutet hatten, Fernseher, Recorder, Kaffeemaschinen, Lampenschirme, Bettwäsche. Mit eingeschalteter Sirene fuhren sie aus der Halle." (aus: "Sara und Simón" von Erich Hackl, 1997, S. 61)

Sara kommt nach jahrelanger Qual und Folter endlich frei, nur um sich in ein noch viel größeres Martyrium begeben zu müssen: Simón ist nicht bei seinem Vater noch bei ihren Familien! Der Säugling wurde nach ihrer Verschleppung nie gefunden!

"Sara ohne Simón, für wie lange. Beim Wäscheaufhängen im Hof sah sie die Kinder, die am Sonntag ihre Mütter im Gefängnis besuchen durften, hörte ihr Kreischen, sah einem Mädchen zu, das auf wackligen Beinen die ersten Schritte wagte, ehe es sich in die Arme seiner Mutter ward. Simón würde jetzt auch schon laufen." (aus: "Sara und Simón" von Erich Hackl, 1997, S. 87)

Die verzweifelte Mutter ohne Kind beginnt viele Nachforschungen, zu viele Sackgassen tun sich auf, immer wieder zerstörte Hoffnungen. Auch der neue demokratische Staat will Ruhe, schließlich sitzen die alten Leute von davor überall auf Posten, unschuldig, unbelangt.

Eines Tages findet sie wieder eine Spur, sie mag schon kaum mehr daran glauben, dass ein einst ausgesetzer und kurz danach adoptierter Junge ihr Simón ist. Selbst wenn er es sein sollte, er möchte es nicht sein! Wirklich eine endlose Geschichte, wie Hackl im Untertitel schreibt, denn das Leid hört nie auf.


Kürzlich konnte ihn die Hydinger bei einer Lesung aus seinem jüngsten Werk "Drei tränenlose Geschichten" (2015) endlich auch einmal in personam erleben. Ein so bescheidener, ruhiger und höflicher Mensch! Nun bin ich komplett von Erich Hackl eingenommen! Abgöttische Verehrung!

Mehr Hackl gefällig? Dann lest doch auch (nochmal) meinen Beitrag zu "Dieses Buch gehört meiner Mutter" im Blog.

Freitag, 2. Oktober 2015

bestaunt [gutes Auge] ... Retrospektive auf ein amerikanisches Urgestein der Fotografie

Im KunstHausWien geht es ja schon seit beinahe eh und je um Fotografie. Dafür eignen sich die obersten Etagen mit ihren reduzierten Räumlichkeiten im ansonsten ja schräg-opulent-bunten Hundertwasser-Bau bestens.


Zur Zeit kann man eine sehr breit angelegte Retrospektive von US-Fotografen-Urgestein Joel Meyerowitz sehen. Breit muss sie auch angelegt werden, denn der Herr hat immerhin schlappe 50 Arbeitsjahre vorzuweisen. In den frühen 60ern beginnend, machte Meyerowitz das, was heute auch wieder alle HipsterInnen machen - nur glauben die, sie sind so neu und fresh dabei. Weit gefehlt!

(Foto: der US-Fotograf Joel Meyerowitz selten ohne Kamera (2013 in Mailand); gesehen auf: www.youtube.com)


Zur damaligen Zeit Street Photography zu betreiben und noch dazu in Farbe war absolut ungewöhnlich und schwerstens progressiv! Die Szenenauswahl Meyerowitz' haben Mrs. Hyde vor allem durch die Spontanität und teils offene Ironie beeindruckt. Wenig merkt man davon, dass der ehemalige Kunststudent und Art Director einer Zeitschrift eigentlich nie formelle Ausbildungen in Fotografie hatte.



 (Foto: frühe Street Photography von Meyerowitz; gesehen auf:  www.phaidon.com)

 
(Foto: Buchcover zur berühmten Serie von Meyerowitz "Redheads"; gesehen auf: www.joelmeyerowitz.com)

Schon mit seinen ersten paar Reihen wird er in den USA berühmt, "From a moving car" fügt sich perfekt in den damaligen Zeitgeist eines Kerouac und "Easy Rider". Schleichend hat er aber von den Großstädten genug, das kann man auch sehr gut an seinen Fotografie-Sujets erkennen. Aus den 80ern kommt die ebenfalls sehr bekannte Serie "Redheads", worin er wie der Name sagt rothaarige Menschen fotografiert und allgemein immer mehr zu Portraits übergeht. Das wird wiederum von einer Pool-Foto-Serie abgelöst, da Wasser und Natur allgemein bzw. was sich die Natur von unseren Städten und Behausungen zurückholt eine immer größere Bedeutung.


 
(Foto von Joel Meyerowitz: aus der Pool-Serie; der schöne Schein verblasst zunehmend, wenn sich die Natur ihr Territorium wieder zurückkämpft; gesehen auf: www.kunsthauswien.com)


Leider nicht in dieser dynamischen Retrospektive zu sehen, sind die als Auftragsarbeit entstandenen Eindrücke vom Ground Zero in New York, die laut Berichten extrem packend sein sollten. Sie hätten wohl die Ausgewogenheit dieser recht schön zusammengestellten Ausstellung deutlich "gestört". Verständlich, 9/11 und seine Folgen sind ein starkes, schmerzliches Thema!

(Foto: Joel Meyerowitz' Serie über Ground Zero, vielleicht ein ander Mal zu sehen?; gesehen auf: www.tabletmag.com)


Die Ausstellung über den US-Fotografen Joel Meyerowitz ist noch bis zum 1.11.2015 zu sehen!

Dienstag, 29. September 2015

belesen [Finnland] ... nordischer literarischer Eigensinn

Der finnische Humor scheint jedenfalls eins zu sein - nicht für Mrs. Hyde gemacht!

"Der Mann mit den schönen Füßen" von Arto Paasilinna reiht sich schon vom Titel her in eine Sammlung absurder Bücher des bekannten finnischen Autors ein (z. B. "Der wunderbare Massenselbstmord"). Auch beim Genre bin ich mir nicht sicher, Krimi kann man das nicht nennen, Groteske eher.

(Foto: ein weiterer nordländischer Grotesk-Roman a la Jonassons "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg ..." - Paasalinnas "Der Mann mit den schönen Füßen"; gesehen auf: www.luebbe.de)


Der Reeder Aulis Rävänder ist mit einer geldgeilen und hinterlistigen Frau verheiratet, die genau über jede eheliche Pflicht Buch führt - und wie gut es bewertet werden kann, oder eben nicht. Außerdem hat Aulis  eine bereits erwachsene und eine jüngere Tochter im Schulalter und seinen großen Kahn, auf den er mächtig stolz ist. 

Nachdem ihm seine Frau in einem genau getimten und inszinierten Streit, just in dem Hotel, wo sie ihre Flitterwochen verbracht hatten, eröffnet, dass sie sich von ihm trennen wird, beginnt die Geschichte sich rasch, fast in Manier einer Screwball-Komödie zu entwickeln. Fast jedenfalls. 

Irgendwie wird Aulis durch seine dumpfbackige naive Art immer mehr in Dinge verstrickt, die keinem normalen Menschen auch nur einmal im Leben passieren: Erpressung eines Erpresserrings, Mord- und Todschlag, aber dann eh nicht ganz so wild, Versöhnungen und dann ist da noch die fesche und gutherzige Hobbypsychologin und Fußpflegerin, die ihn auf den rechten Weg zurückbringen will, und ein Wildschwein ... ah, lesen Sie am besten selbst! :-)


(Foto: der finnische Autor Arto Paasilinna mit Pelzkappe im Wald; gesehen auf: www.nationallibrary.fi)


Ob Aulis und die anderen Figuren und ihre Erlebnisse Paasilinnas ein Sammelsurium von Erzählungen seiner Eltern sind, beide waren Polizisten, kann man nicht sagen. Für mich ist es einfach zu viel des Guten an immer neuen und teils unlogischen Wendungen. Die Figuren sind in ihrer Naivität oder Hinterfotzigkeit zu stark überzeichnet, als dass man ihnen das abnehmen könnte. Das Buch spricht wohl eher auch eher Fans des "Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson an.

Für mich war es eine nette und witzige Unterhaltung, wenn man grad sonst keine andere leichte Kost zur Hand hat.

Freitag, 18. September 2015

bestaunt [Tapisserie] ... alte Brüsseler Spezialitäten im KHM

Wunderschön!
Einzigartig!
Riesig!

Die Superlative fließen nur so, spricht man über die neue Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM). Bis zum 20.9.2015 kann man Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert bestaunen. Unter dem Titel "Fäden der Macht" wird dabei quasi die Publicity-Wirkung für die Herrschenden der Zeit aufgearbeitet. Ein sehr spannender Zugang.

Besonders beeindruckt hat Mrs. Hyde vor allem die enorme Größe der Wandbehänge (bis zu 40m²)! Unfassbar! Zum Vergleich: ein Facharbeiter arbeitete für einen halben(!) Quadratmeter 1 Woche hart. Wahnsinn!

Neu war mir auch der Begriff Lahn, die auch sehr gerne und in großer Menge eingearbeiteten Metallfäden, bevorzugt natürlich Gold- und Silberfäden. Im Laufe der Zeit ist das Silber heute schon oxidiert und so zu grauen statt glänzenden Fleckchen gewandelt, nichtsdestotrotz kann man sich die unglaubliche Pracht noch gut vorstellen.

(Foto: Ausschnitt aus einer der riesigen Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert; dargestellt ist Herkules Kampf gegen die Hydra; gesehen auf: www.kulturundwein.com)


Eine Führung bzw. ein Audioguide zur Ausstellung empfiehlt sich sehr, da besonders Tapisserien viele nicht sofort ersichtliche Bedeutungen in sich bergen. Symbolik war das A und O jener künstlerischen Zeit! Auch zum Herstellungsprozess erfährt man einiges: spannend fand die Hydinger, dass zahlreiche berühmte Künstler jener Zeit die Entwürfe stellten, die Brüsseler Manufakturen dann allerdings so einiges selbst in der Hand hatten, besonders was die Bordüre und die Verwendung des Lahns betraf. Weiters mir bislang völlig unbekannt - Tapisserien wurden auch an den Außenseiten der Gebäude verwendet, z. B. entlang der Krönungskirche für einen französischen König.

Nach so langer Zeit erfüllen die Tapisserien auch heute noch ihren Zweck - grenzenlos zu beeindrucken und zu begeistern!!

Dienstag, 15. September 2015

belesen [Russinnen] ... schon ist dem Brenner wieder was passiert

Eigentlich ist der Brenner ja jetzt in Pension. Natürlich, von Herzens wegen bleibt einer, der immer schon Polizist war wohl immer Polizist.

Eigentlich wollt der Brenner ja nur weil ihm fad war ein bisserl in dem Datingportal schauen, der Unterhaltung wegen, sonst nichts. Hat ja seine Freundin, die ist ganz lieb zu ihm.

Eigentlich.


Was dann folgt ist eine der zugleich witzigsten und spannendsten Krimis in einem! Wolf Haas ist bekannt für seinen eigenwilligen Stil, der sich ungewöhnlich nahe am Gesprochenen (Wienerisch) aufhält. Was bei anderen schon in Dialogform schlecht gelingt, ist bei Haas unfassbar gelungen. Manche Sätze sind nur halb ausformuliert, anderes grundsätzlich verkürzt. Das ganze kommt zudem noch ironisch-sarkastisch und oft nur noch grenz-böse daher! Ein Heidenspaß!


(Foto: Cover des neuen Haas-Romans aus der Brenner-Serie; gesehen auf www.faz.net)


Haas' Seriendetektiv Simon Brenner will einer jungen Russin aus dem Datingportal helfen ihre verschwundene Schwester, ein blutjunges Model, zu finden, die von einem Shooting in Wien nicht mehr zurückgekehrt war. Angeblich soll sie von einer Wiener Mafia-Gruppierung festgehalten werden. Brenner aktiviert also ein paar alte Informanten, taucht in die Tatowierszene ein und versucht sich dennoch so weit wie möglich rauszuhalten ... doch der Ärger lässt nicht lange auf sich warten.

 
(Foto: der Autor Wolf Haas bei einer Lesung, auch die sind Unterhaltung pur; gesehen auf: willkommen-oesterreich.tv)


Zudem drängt ihn seine Freundin Herta immer noch mehr zu "helfen", so soll er Nadeschda, die Schwester der Gesuchten, doch bei sich zuhause aufnehmen, sie könnte ja auch in Gefahr sein. Das gefällt bald der Fremdenpolizei so gar nicht. Da beginnt der ganze Schlamassel auch schon unangenehm zu werden - es werden Hände abgehakt, Schamanen gesucht, Gerüchte über tatowierte Riesenpenisse grundlegend vernichtet, prügelnde 10-Jährige Straßenkids überlebt, und und und.

Ein furioses Werk, das man einfach auf einen Sitz verschlingen MUSS! Das achte Werk der Brenner-Reihe macht Lust auf viel viel mehr Brenner!