Dass Julian Assange ein sehr umstrittener Akteur mit einem eventuell(!) (ich kenne ihn ja nicht, darum hier nur hear-say) nicht ganz astreinen Charakter bzw. psychischen Beeinträchtigungen ist, wird einem spätestens nach dem Film bewusst, der auf dem Buch eines früheren Weggefährten und Mitstreiters, Daniel Domscheit-Berg, basiert.
Dass hiermit vielleicht auch ganz schön viel böses Blut und schmutzige Wäsche aufgearbeitet wurde, schmälert den Wert den Filmes für mich nicht unbedingt, sollte aber nicht ganz aus dem Gedächtnis gestrichen werden - das ist keine Doku und basiert auf den ansichten eines "Kontrahenten" Assanges im weitesten Sinne! Assange versuchte prompt rechtlich gegen Buch und Film vorzugehen, ist jedoch gescheitert (und griff dann angeblich zu uncharmanten "anonymen" Unterstellungen und üblen Verunglimpfungen über Domscheit-Berg online, tjaha, so kann man's auch versuchen).
(Foto: der oskarprämierte Benedict Cumberbatch als Julian Assange; gesehen auf: www.flickr.com)
DAS Highlight des Filmes ist sogar nicht einmal die Geschichte selbst und auch nicht die G'schichtln im Hintergrund, sondern der Hauptdarsteller. Kein geringerer als Superstar Benedict "Sherlock" Cumberbatch (*KREISCH*) nahm sich des Ganzen an und brilliert - natürlich, was sonst - auf's trefflichste als Film-Assange. Man müsste eigentlich so alle 10 Minuten einfach mal den Film stoppen, niederknien und anbeten, und dann weiterschauen, um dem Menschen gerecht zu werden! Go Benny go!!
Die Hydinger hat allerdings auch ein SEHR großes Faible für den 2. Hauptdarsteller, der Domscheit-Berg portraitiert, der gute Daniel Brühl. Alter Schwede, ich kann nur sagen - Hut ab, super gespielt! I love you!!! Für mich ist Brühl einer der Großen der jungen Garde!
(Foto: der echte Julian Assange; gesehen auf: en.wikipedia.org)
Neben der großen großen Schauspielkunst der beiden Männers, fasziniert die Geschichte von "WikiLeaks" natürlich sehr. Man hört viel darüber, ja es hat viel Gutes bewirkt, BürgerInnen sind nicht mehr ganz so leichtgläubig bzw. wenigstens Medienleute nicht. Und doch hat Mrs. Hyde ein ziemlich grausliches Gefühl beschlichen, weil Assange das komplett irre und paranoid begonnen hat.
Der Drang zur Selbstdarstellung und kaum Absicherung für die Whistleblower im Kontrast dazu, das Herumlügen und Manipulieren zeugen nicht von großem gesellschaftlichem Interesse für irgendwas. Er ist/war halt Hacker und konnte halt so manches aus Firmen bzw. Behörden rausziehen (wofür er in jungen Jahren eh hopps genommen wurde). Ob das den oft unverschämten und auch gefährdenden Umgang mit MitstreiterInnen rechtfertigt? Oder das ganze Theater dann eh bloß schäbige Selbst-PR ist? Ich hätte ihn sofort zum Teufel gejagt! Domscheit-Berg hatte lange die Engelsgeduld, ohne ihn gäbe es "WikiLeaks" wohl gar nicht.
Im mehrfachen Sinne komplett in Kontrast dazu kommt "Citizenfour" daher. Dieser Whistleblower-Film ist eine Dokumentation, charakterlich ist Snowden sowas von unterschiedlich zu Assange, Snowden wirkt zudem durchaus selbstsicher und im Wissen sich womöglich sehr zu gefährden, doch auch ängstlich und sehr bescheiden.
Gefallen hat mir der Film trotz aller Vorzüge, die ich im direkten Vergleich der tragischen Helden Assange und Snowden doch sehr zugunsten von Snowden gehe, nicht. Ich finde es einfach keine besonders gut gelungene Doku.
(Foto: der Whistleblower Edward Snowdon; gesehen auf: commons.wikimedia.org)
Der Regisseurin Laura Poitras und ihrem Team soll hier durchaus nicht der Oscar-Gewinn 2015 madig gemacht werden, aber der galt eher dem Thema und Snowden und um ein politisches Zeichen a la "Stopp USA, Eure Überwachung wollen wir nicht!" als dem Film als Werk ansich. Und DIE Leistung Snowdens, sein Mut und seine Besonnenheit, auch im Umgang mit den Medien, ist wirklich belohnenswert!
Beide Filme sind sehr sehenswert und liefern viele neue Details zum Whistleblowing an sich, ein Phänomen, das so schnell nicht mehr aus unserer Welt wegzudenken ist!
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