Dienstag, 27. Oktober 2015

bestaunt [poppig] ... Christine Lavant zu Ehren in Klagenfurt

Die Hyde mag Jubiläen sehr gerne (abgesehen davon, dass man Worte, die man so selten verwendet und in Plural noch dazu immer erst wie ein Volksschüler nachschauen muss)! In diesem Jahr feiert Österreich eine große Schriftstellerin und Dichterin, die zeitlebens und auch lange danach noch sehr umstritten und immer wieder angefeindet wurde und wird.

Christine Lavant (1915-1973) war eigentlich eine Ungebildete. Schon vom Kleinkindalter an immer wieder schwer krank, stand man ihr nur wenig Schulbildung zu, wartete man ja doch auf ihr baldiges Ende. Doch die Kleine war zäh, und wie!

Aufgrund von Depressionen flüchtet sie sich in das Schreiben, das sie zeitlebens sowohl als Segen aber auch als Fluch beschreibt. Als sie bald bekannt und berühmt wird, ein Schreibstipendium und Preise gewinnt, kommen starke Selbstzweifel und immer neue depressive Schübe über sie.


(Foto: die gefeierte österreichische Dichterin Christine Lavant; gesehen auf: villach.at)



Im Stadttheater Klagenfurt wurde nun Lavants Ehrentag wegen - ihrem 100. Geburtstag - ein Theaterstück bearbeitet, dass die Zerrissenheit der Künstlerin, ihre Behandlungen in Irrenheimen und depressiven Phasen darstellen soll. Das ganze basiert ausschließlich auf den Original-Texten Lavants und alle der Figuren sprechen sie als Ich-DarstellerInnen, eine ungewöhnliche (Lavant war meines Wissens ja nicht schizophren) aber durchaus gelungene Idee.

Mrs. Hyde war schon auf Lokalaugenschein und durchaus angetan! Das Stück ist schrill, zum Teil echt laut, von Videoinstallationen und einer Band ("Clara Luzia") begleitet. Manchmal werden die Gedichte und andere Texte Lavants gewispert, manchmal nur irre gelacht, dann wieder Texte geschrien. Diese Text-Gestaltung geht auf das Konto von Ute Liepold und Bernd Liepold-Mosser. Die DarstellerInnen, Männer und Frauen, geben ihr Bestes den hohen Ansprüchen an die Performance gerecht zu werden. Ich finde, das gelingt schon gut.


"Ich habe eine Welt und diese Welt brennt! Und wo etwas brennt, da entsteht Kraft. 
Und diese Kraft reißt mit!" (Christine Lavant)


Mir zuliebe hätte es keine Videos, Band und Gebrüll gebraucht, manchmal wird man von diesen Effekten zu sehr abgelenkt. Insgesamt wird das Stück von Lavants unglaublich berührenden, häufig zarten, manchmal harten Texten getragen. Die mehreren SchauspielerInnen als verschiedene Facetten Lavants finde ich großartig!


Braucht Sitzfleisch und Geduld, dennoch eine Empfehlung!! Noch bis Monatsende zu sehen.

(PS.: eine weitere Lavant-Veranstaltung findet u.a. am 18.11. im Literaturmuseum Wien im Rahmen eines Archivgesprächs statt! Und im Dezember führt das Volkstheater Wien "Das Wechselbälgchen" von Lavant und bearbeitet von Maja Haderlap auf.)



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