Schon im Winter habe ich mir trotz tiefer Abneigung gegen große Puppen "Das Missverständnis" nach Albert Camus im Volkstheater angesehen. Der ja durchaus hinreichend bekannte Puppenspielexperte Nikolaus Habjan und sein Team stellte mit ihren animierten StoffkollegInnen dieses Gruselstück nach.
Für mich Gänsehaut pur: nicht nur dass das Stück schon zutiefst abartig ist. Ein junger Mann, Jan, kehrt in seine Heimat zurück und will in der Pension nach langer Zeit seine Mutter und Schwester wieder treffen. So ganz wird nicht klar, warum sie entfernt sind oder warum sich der Mann nicht als lange vermisster Verwandter ausgibt.
Vielleicht, weil er nicht sicher ist, ob er gerne wiedergesehen werden wird?!
(Video: Ausschnitt aus "Das Missverständnis" von Nikolaus Habjan; (c) Volkstheater Wien)
Die Schwester, die sich als einzige Zurückgebliebene um die ältliche Mutter und die schlecht laufende Pension sorgt, wird von Hass zerfressen. Und dann ist da noch dieser neue, unverschämt neugierige Gast in der schäbigen Pension, an die sie ihr Leben verschwendet. Sie muss hier endlich raus! Vielleicht ist der Typ ja ihre Chance? Ein Plan entsteht, hernach tut sich ein Reigen mit vielen tiefen Wassern und grausam Abgründen auf, denn den Bruder erkennt sie nicht, bis es zu spät ist!
(Abb.: Nikolaus Habjan mit einem seiner "Kollegen"; (c) nikolaushabjan.com)
Habjan lässt die Puppen tanzen, schleichen, morden, weinen! Und auch für mich ist es ein Genuss, ein fast unheimlicher Sog des Stücks wie auch der schwebenden Puppenkörper lässt einen nicht mehr wegsehen! Hyde hat zuhause nachts das Licht anlassen, um schlafen zu können! Brrr!
Im Mai und Juni gibt es einige Vorstellungstermine. Sehenswert!
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